In Anbetracht der ganzen Diskussionen um den menschengemachten Klimawandel, den heraufbeschworenen Untergang des Planeten und die medial verbreitete Endzeitstimmung fehlen mir viele Aspekte, aber einer fehlt mir definitiv am meisten: der Aspekt der Frage nach der Natur des Menschen. Wir tun so, als seien wir die Krone der Schöpfung, als hätten wir mit unserer Kultur letzten Endes die Macht über die Natur, und sei es auch nur die Macht, diese zu zerstören. Das mag bedingt zutreffen, allerdings denken wir da doch eher naiv und haben menschliche Scheuklappen auf, die größer und Blick verengender nicht sein könnten. Die Natur, sprich, unsere Umwelt, der Planet, unsere Lebensgrundlage, kam jahrmillionen lang ohne den Menschen aus, und sie wird auch weiter bestehen, wenn der Homo Sapiens Sapiens längst kollektiv das Zeitliche gesegnet hat, weil er genau diejenigen Umweltbedingungen, die seine Existenz zuallererst bedingten, in fast schon grotesk anmutender Dummheit so nachhaltig zerstört haben wird, dass er hier, also auf dieser Erde, schlicht nicht mehr leben können wird, selbst wenn er wollte. Und wenn der letzte Mensch gestorben sein wird, weil ihm die einst existente Luft weggeblieben ist, weil sie nicht mehr die richtige Zusammensetzung für menschliche Lungen hatte, oder wenn er sich mit radioaktiv verseuchter Nahrung langsam aber sicher selbst vergiftete, dann wird die Natur, die es immer noch gibt, ein lang währendes Erholungsprogramm für sich selbst starten, sie wird sich vielleicht sehr verändern, aber sie wird wieder werden, vielleicht wird sie eine neue Spezies wie den Menschen erfinden, vielleicht aber auch nicht, jedenfalls werden unsere Spuren irgendwann vollständig vom Angesicht dieses Planeten verschwunden sein, alles nur eine Frage der Zeit, und Sonnen und Planeten haben kosmisch betrachtet auf jeden Fall einige Vorteile gegenüber dem Menschen bezüglich ihrer Lebensdauer.

Doch zurück zum Anfang. Es gibt schon immer die philosophische Frage nach der Natur des Menschen, oder die Frage, ob der Mensch Teil der Natur ist oder nicht, welche Funktion der Mensch als Gesamtheit in der Natur hat, und was es mit der Kultur auf sich hat, die der Mensch erschaffen hat, auf die er sich ja kollektiv unglaublich viel einbildet, immer mit dem Credo im Kopf, dass er sich die Erde untertan machen soll etc. Da könnte man sich ja auch einmal vernünftigerweise die Frage stellen, ob die Spezies Mensch eigentlich kollektiv dem Größenwahn verfallen ist, wenn sie gedankliche, religiöse oder philosophische Konstrukte braucht, die sie selbst erhöhen, sie über das Reich der Natur stellen, sie zu Beherrschern der Natur macht, indem sie sie davon abtrennt, selbst wenn diese Trennung ja immer nur eine theoretische ist, weil vollständiger Schwachsinn, geistige Minderbemitteltheit, UN-SINN. Wir sind ein Teil der Natur, wir sind körperliche Wesen, wir brauchen körperliche Nahrung, wir brauchen Luft zum Atmen, wir brauchen Wasser zum Trinken, wir stehen in permanentem chemischen und biologischen Austausch mit unserer Umwelt, also mit der Welt, die uns umgibt und die unsere körperliche Existenzgrundlage ist, und wenn diese Grundlage nicht mehr gegeben ist, dann ist es zumindest mit unserer körperlichen Existenz vorbei. Die Frage, ob unser Geist auch ohne unsere Körper existiert, würde jetzt an dieser Stelle zu weit führen, also bleiben wir einfach bei den unumstrittenen physischen Tatsachen: zerstörte physische Lebensgrundlagen, ohne die unsere menschlichen Körper nicht überleben können, bedeuten eine Ausrottung der Spezies Mensch in Bezug auf ihre Körper. Das würde wohl niemand bestreiten, unabhängig vom jeweiligen individuellen Grad der Verblendung. Das bedeutet, dass wenn wir die Natur, die unsere Körper ernährt, unsere Lungen mit Sauerstoff füllt und uns zuallererst als körperliche Wesen hervorbringt, so verändern, dass wir damit die Grundbedingungen unserer körperlichen Existenz selbst zerstören, dann zerstören wir weder die Natur als Ganzes noch den Planeten, wir zerstören einfach nur die Gegebenheiten, das sensible Gleichgewicht, das unsere biologische, chemische, physische Existenz überhaupt ermöglicht. Das heißt, die Natur des Menschen im physischen Sinne ist, dass er Teil der Natur als Ganzes ist, und sich mit dieser im permanenten Austausch befindet.

Die Frage nach der Natur des Menschen im philosophischen Sinne gestaltet sich weitaus komplexer, weil es sich hier ja nicht um physische und eindeutig beweisbare Tatsachen handelt, sondern um geistige Haltungen, Einstellungen, Überzeugungen oder auch Meinungen. Hier läuft es letzten Endes auch auf Fragen der Moral, der Ethik, auf Vorstellungen von gut und böse, auf Fragen nach Sinnstiftung, nach Sinnhaftigkeit, nach dem Wesen des Menschen an sich, nach seiner Funktion im übergeordneten Sinne hinaus. Und natürlich gibt es hier weder eindeutige Antworten noch richtige Lösungen, es gibt nur vorläufige Ansichten, Mutmaßungen, philosophische Debatten, geisteswissenschaftliche oder religiöse Theorien, kulturell gewachsene Einstellungshorizonte, historisch gewachsene kulturelle und politische Übereinkünfte, genealogisch nachvollziehbare Entwicklungslinien, zeitgenössische Gegebenheiten, individuelle Beobachtungen.

Meine individuellen Beobachtungen bezüglich der Natur des Menschen variieren zwar immer mal wieder, sind allerdings in ihrer Grundfarbe eher düster. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass mit „uns“ irgendetwas nicht stimmt, dass „hier“ irgendetwas falsch läuft, dass kollektiv die falschen Entscheidungen zur falschen Zeit getroffen werden, dass „der Mensch“ ein durch und durch zerstörerisches Wesen ist und hat, dass der Mensch, der sich selbst in seiner Verblendung für intelligent und die Krone der Schöpfung hält, eigentlich abgrundtief dumm und verlogen ist, zerstörerisch, gewalttätig, brutal und bedrohlich. Der Mensch hat in seiner so genannten Kultur immer Herrscher und Beherrschte produziert, er hat zugelassen, dass einige Individuen andere unterdrücken, ausbeuten, foltern und töten, er hat Feste der Zerstörung und des Todes gefeiert und tut dies immer noch, er hat sich zwar zu technologischen Höchstleistungen aufgeschwungen, die aber nicht im konstruktiven und erhaltenden Sinne benutzt werden, sondern um flächendeckend zu zerstören und ökonomische Gewinne in exorbitanten Höhen zu produzieren, die dann einigen Wenigen zu Gute kommen, während die Massen leiden, hungern, ermordet werden und sterben, und das hat sich seit Beginn der Geschichtsschreibung auch nicht wesentlich verändert. Lediglich die Darsteller auf der Bühne wurden ausgetauscht, aber es wird immer das gleiche deprimierende Stück aufgeführt, welches KRIEG heißt, Krieg gegen die als anders Definierten, gegen die als minderwertig Ausgewiesenen, und seit 2 Jahrhunderten auch KRIEG GEGEN DIE NATUR, Krieg gegen die eigenen Lebensgrundlagen zum Zwecke des Profits, mit der Möglichkeit zur kompletten Auslöschung der Spezies Mensch, Krieg gegen die viel beschworene und oftmals herbeigesehnte Vernunft, Krieg gegen den gesunden Menschenverstand, Krieg gegen die Idee, dass man HIER ja auch das Paradies für alle erschaffen könnte, gesetzt den Fall man könnte die GIER und den TODESTRIEB überwinden, den Egoismus, den Egozentrismus und die Bereitschaft, zum eigenen Vorteil alle und jeden über die Klinge springen zu lassen. Die Menschheit konstruiert am laufenden Band neue Feindbilder, geht sich gegenseitig an den Kragen, versetzt sich in Angst und Schrecken, arbeitet und wirtschaftet sich zu Tode, und am Ende wird ein Riesenhaufen Geld im atomaren Feuer gemeinsam mit den Leichen der Menschheit verglühen, und es wird nichts mehr übrig sein als ein Häufchen Asche und verbrannte Erde, weil wir anscheinend doch nicht intelligent genug waren, um zu erkennen, dass wir ein für alle Mal den Krieg an allen Fronten beenden müssen, um zu überleben und um irgendwann einmal ein lebenswertes Leben für ALLE menschlichen Wesen zu kreiieren. Die Tragik zum gegebenen historischen Zeitpunkt ist ja die, dass wir technologisch durchaus dazu in der Lage wären, das Paradies auf Erden herbeizuführen, die Umwelt zu retten, alle ausreichend zu ernähren und zu bilden, weil wir ja den objektiven Mangel schon längst beseitigt haben, weil wir längst nachhaltige Technologien zur Verfügung haben, weil wir längst weniger statt mehr arbeiten könnten, weil wir längst ohne Geld wirtschaften könnten, weil uns längst kollektiv die Sonne aus dem Arsch scheinen könnte, wenn, ja wenn wir nur unsere Natur überwinden könnten, unsere Angst, unsere Aggression, wenn wir unsere Intelligenz endlich in das Leben investieren würden und nicht in den Tod.

Ich wünsche mir, dass wir all die vorgeschobenen und oberflächlichen Diskussionen endlich sein lassen, dass wir alle kollektiv aufwachen und endlich darüber reden, wohin wir uns gerade als Spezies bewegen, und ob es nicht an der Zeit ist, einen allumfassenden Bewusstseinswandel herbeizuführen, der vonnöten ist, um uns alle zu retten. Wir kommen an der Frage nach unserer Natur und letzten Endes auch nach unserer Bestimmung als Menschen nicht mehr vorbei, weil die Möglichkeiten zur vollständigen Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlage genauso existieren wie die Möglichkeiten zum kollektiven Paradies. Und ja, trotz meiner düsteren Beobachtungen lebt in mir immer noch ein Funke Hoffnung, trotz allem existiert eine große Liebe in mir, ein Glaube an das Gute in uns, auch wenn es mir oftmals schwerfällt, ihn aufrechtzuerhalten, ich sehe einen Lichtstreif am Horizont, auch wenn düstere Wolken aufgezogen sind, und dieser Lichtstreif besteht aus all denjenigen, die niemals aufgehört haben Fragen zu stellen, die niemals blind irgendwelchen selbst ernannten Führern hinterhergelaufen sind, sondern selbst gedacht haben, die das Leben schützen wollten und wollen, unser Leben genauso wie das Leben, das uns umgibt, die Respekt vor der Schöpfung und den Geschöpfen hatten und haben, vor DER NATUR IN IHRER GANZHEIT, egal, ob sie an einen Gott oder viele Götter glauben oder nicht, egal, woher sie kommen und wohin sie gehen, egal ob schwarz, weiß, groß, klein, männlich, weiblich und alles dazwischen, der Lichtstreif sind diejenigen, die wissen, dass wir in all unserer Verschiedenheit doch auch gleich sind, gleich wertvoll, gleich schützenswert, gleich liebenswert.

Es geht schon längst nicht mehr darum, einige Kleinigkeiten zu verändern und das zerstörerische und kranke System, in dem wir leben, an der ein oder anderen Stelle zu korrigieren. Nein, es geht darum, endlich zu begreifen, dass wir ungebremst in unser eigenes Verderben rennen, dass wir als Spezies niemals überleben werden, wenn wir denen, die die Fäden in ihren Händen halten, geblendet von Gier, zerfressen von Allmacht, das Ruder weiterhin überlassen. Es geht um die definitorische Macht, es geht darum, dass wir endlich anfangen, sie zu enttarnen, dass wir begreifen, wie sehr wir belogen wurden und werden, wie wir durch Angst gesteuert und durchweg unvernünftig gemacht werden, wie wir für dumm verkauft werden, wie unsere Bereitschaft, dem Hass zu frönen, einhergeht mit unserer Sucht nach Konsum, nach dinglicher Befriedigung, nach kurzzeitiger Erleichterung. Wir müssen verstehen, dass es für die derzeitigen menschlichen Probleme auf dem Planeten Erde keine kleinen Lösungen gibt und geben wird, sondern nur ein komplettes und vollständiges UMDENKEN in allen Bereichen, seien sie politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Art, unser Überleben als Spezies gewährleisten kann. Wenn wir weiterhin den Paradigmen von Konkurrenz, Profitstreben und ungebremstem Wachstum hinterherrennen und denjenigen, die sie propagieren, Glauben schenken und uns von ihnen beherrschen lassen, wenn wir es weiterhin zulassen, dass alte und neue Faschisten ihre Menschenverachtung und ihren Hass in die Welt hinausschreien, dass Ideologien und Zwangssysteme als Lösungen und der Weisheit letzter Schluss gelten, dann wird es UNS, die Spezies Mensch, bald nicht mehr geben. Dann ist unsere Natur und unsere Funktion auf diesem Planeten in letzter Konsequenz selbstzerstörerisch und gewalttätig, dann werden all unsere ach so fundamentalen Errungenschaften und kulturellen Leistungen verpuffen, niemand wird sich an uns erinnern, und in ein paar Millionen Jahren werden die Nachfahren derjenigen Lebewesen, die uns überlebt haben, ein paar versteinerte Fossilien finden und sich fragen, was diese kleinen Plastikkarten mit den goldenen Einkerbungen in ihren Händen wohl bedeutet haben mögen.

In letzter Zeit denke ich häufiger an das Buch „Der Untertan“ von Heinrich Mann, und muss feststellen, dass sich der faschistische Charakter des kleinen Mannes mit dem Wunsch nach Großbürgertum erstaunlich gut gehalten hat. Und das trotz Nationalsozialismus, trotz Studenten-Frauen-und Bürgerrechtsbewegungen, trotz Globalisierung und weltweiter Vernetzung; oder vielleicht gerade deswegen?

Um es mal ganz direkt zu sagen: Ich halte die meisten meiner so genannten „Mitmenschen“ nicht nur für dumm, sondern für nachhaltig bescheuert, für geistig zurückgeblieben und für in ihrer emotionalen Entwicklung stehen geblieben im Alter von 11 oder 12, für massiv eingeschränkt in ihrer Fähigkeit zu denken und zu abstrahieren, für spirituelle und ethische Krüppel, für vollständig gehirngewaschen und für total obrigkeitshörig, und das Schlimmste daran ist, dass ihnen jegliche realistische Selbsteinschätzung das alles betreffend abhanden gekommen ist, und sich einige tatsächlich für intelligent, wissend oder gar weise halten. Aber wenn sie das wirklich wären, sähe die Welt und sähen die Zustände darauf dann so aus, wie sie aussehen? Natürlich nicht. Ich sehe, wohin ich auch blicke, Duckmäuser, Speichellecker, faschistische und rassistische VOLLPFOSTEN, untertänigste Kleinbürger mit einem Horizont, der nicht weiter reicht als bis zum Schrebergartenzaun, geistig Umnachtete Follower, denen es egal ist, wem sie folgen, Hauptsache sie haben jemanden zum Folgen, und denen die Folgen ihrer Dummheit und ihrer eingeschränkten Sichtweise nicht mal im Ansatz bewusst sind. Sie halten sich für informiert, wenn sie Hart-aber-fair gucken und die Bildzeitung lesen, aber auch die Damen und Herren, die sich Die Zeit oder die FAZ, die so genannten „Qualitätsmedien“ zu Gemüte führen, sind keinen Deut besser, sie denken nur, sie wären es. Das Untertanentum zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten, ebenso wie jegliche Form von Identitätsbildung, und wer nicht dazu in der Lage ist, sich selbst und diesen gesellschaftlichen Grundstrukturen einmal den schonungslosen Spiegel vorzuhalten, der soll verdammt nochmal den Mund halten und sich in die hinterletzte Ecke seines Unbewusstseins setzen und SCHÄMEN. Ich habe mittlerweile eine Null-Toleranz gegenüber demagogischen und populistischen Vollidioten entwickelt, was bedeutet, dass ich einen Würgereiz und massiven Ausschlag kriege, wenn ich mir auch nur 5 Sekunden Merkelfratze, Schäublefresse oder Gabrielsülzkopf ansehe, von dem Nahleskomplettausfall ganz zu schweigen. Aber auch bei Otto Normalverbraucher, diesem mittelmäßigsten aller mittelmäßigen Durchschnittsspießbürger kriege ich das kalte Kotzen, denn die vorherig Genannten werden ja durch ihn gewählt und somit auch noch „demokratisch“ legitimiert, was schmierenkomödiantischer nicht sein könnte.

Ja, man könnte jetzt vermuten, dass ich eher linksgerichtet denke und wähle, und wenn man das in Hinsicht auf das kleinere Übel betrachtet, dann stimmt das sogar. Aber auch in diesem Lager ist nicht alles Gold, was glänzt, denn wer bspw. Politik für die „kleinen Leute“ und die Arbeiter machen will, der sollte zunächst einmal den Arbeitsbegriff an sich radikal in Frage stellen, der sollte dafür sorgen, dass die Menschen sich ein eigenes Bild machen können von den Zuständen und ihrer Lage, und das könnte bedeuten, dass man einmal seiner eigenen Wählerklientel einen vor den Bug knallen müsste, und das trauen sich dann doch die Wenigsten, zugegebenermaßen verständlicherweise.

Ich jedenfalls habe die Schnauze gestrichen voll von all den Lügen, von all der Dummheit und der damit einhergehenden Boshaftigkeit, und ich wünsche mir, dass alle einfach mal schonungslos ehrlich sind. Denn das ist der erste Schritt in Richtung radikaler Selbstkritik und darauf folgender glaubwürdiger Authentizität. Sagt doch einfach mal: „Ja, es stimmt, ich will von meinem Butterbrot nichts abgeben, und ja, ich mache Politik für jene, die mir das fetteste Brot schmieren können, und ja, es ist mir egal, ob ich mit Diktatoren und Kriegstreibern Geschäfte mache und Leute im Mittelmeer ersaufen lasse, und ja, es geht nicht um einen sozialen, gerechten Staat, sondern um eine asozial hierarchische Herrschaftsstruktur, und ja, das ist das, was ihr bekommt, wenn ihr mich wählt und dazu stehe ich!“ Wie wohltuend das wäre! Aber dieses ganze verlogene Gelaber ist es nicht, und alle, die wirklich etwas verändern wollen, müssen sich zuerst einmal überlegen, wo sie dem verlogenen Gelaber aufsitzen und wo sie in ihrem Inneren und in ihrem Denken den oftmals verblödeten und faschistischen Parasiten beherbergen ohne es zu merken, und sie müssen mit ihrer Gutgläubigkeit aufhören und ihre eventuell vorhandene WUT in etwas Greifbares verwandeln, aber nicht um handgreiflich und ausfällig gegenüber allen Schwächeren zu werden, sondern um sich endlich einmal zu SOLIDARISIEREN mit den wahren Verbündeten, nämlich mit denen, die jenseits von nationaler, religiöser, geschlechtlicher, sexueller, klassenhafter Identität IHR MENSCHSEIN hochhalten und in sich das GUTE beWAHRt haben, die ein menschenwürdiges Leben für alle wollen und die ein (ja, ich sage das jetzt) REINES BEWUSSTSEIN haben. Es geht nicht um identitäre Zugehörigkeit, denn da liegt der Keim des faschistischen Denkens und des faschistischen Charakters, sondern um die Zugehörigkeit in Bezug auf ein gemeinsames Bewusstsein, auf eine wahrhaft geteilte Wahrnehmung, auf eine Vernunft, die sowohl rational als auch emotional begründbar ist, und auf eine (Zivil-)Courage, die sich von jeglicher Untertanenmentalität ein für alle Mal frei gemacht hat. Tötet den Diederich Heßling in euch, macht ihm den Garaus, findet euer inneres Mutterland und verfeinert eure Sprache, WACHT AUF, LASST EURE ÄNGSTE HINTER EUCH, WERDET FREI!

Und wieder einmal hat das Volk gewählt. Es hat seine Vertreterinnen und Vertreter bestimmt, so, wie es sich in einer repräsentativen Demokratie gehört, es hat seine Macht abgetreten an die Vertreter, und vier Jahre später wird dann der Vorgang wiederholt, manch einer ist dann schon der Verzweiflung nahe, weil er erkannt hat, dass die gewählten Vertreter eigentlich die Treter des Volkes sind, denn sie entscheiden ja äußerst selten in seinem Sinne, halten sich noch seltener an ihre eigenen Versprechen, haben immer Ausreden parat, wenn sie darauf hingewiesen werden, sprechen von Zugzwängen und Notwendigkeiten, die die jeweiligen Zeiten erfordern, denn man muss dazu bereit sein zum Wohle der Mehrheit auch einmal Abstriche zu machen, und schließlich ist ja der Abgeordnete auch nur seinem Gewissen verpflichtet und nicht dem Wählerauftrag, denn oftmals ist der Wähler schlicht und ergreifend zu dumm, um das große Ganze zu verstehen und muss deshalb darauf vertrauen, dass sein Vertreter schon das Richtige tut für sich, äh, für ihn, äh, für das Volk.

Was die meisten allerdings nicht begreifen, ist, dass sie das Spiel nicht pfeifen, denn das Volk ist eine Leerstelle, ein Konstrukt, das missbraucht wird von denen, die eigentlich die Strippen ziehen und die Vertreter in ihrer Tasche haben oder auf ihrem Gehaltszettel, der ungleich viel mächtiger ist als der Wahlzettel, und das, liebe Leidensgenossen und Genossinnen, das sollten wir alle zunächst einmal verstehen, denn dann könnten wir das politische Theater endlich mit wachen Augen sehen und mit scharfem Verstand, dann wüssten wir, wer unser Land in der Hand hat und dass das nicht wir sind, und dass auch die Schreihälse vom rechten Ufer nur bestellte und bezahlte Rufer sind, die sich einen Scheiß für „das Volk“ interessieren, das sie vorgeben endlich einmal wieder vertreten zu wollen und ja, gar zu müssen, denn das ist alles nur vorgetäuscht, Fassade, herausgepresste und geschriene Lügen, denn im Zweifelsfall betrügen die Vertreter immer das Volk und nicht die Mächte, die sie einsetzten, die, wir ahnen es schon, nicht das Volk sind.

Ja, ich weiß, klingt nach Verschwörungstheorie, ist es aber nicht. Es ist eindeutig nachweisbar an den Entscheidungen, die bestimmte Menschen, die sich in bestimmten Parteien befanden und befinden, in den letzten Jahren getroffen haben, gegen den Willen ihrer Wähler, gegen den Willen des Volkes, gegen die auf ihren eigenen Fahnen stehende Programmatik, gegen ihre politischen und ideologischen Wurzeln, für. Ja, für wen denn?

Wie ist es zu erklären, dass Sozialdemokraten eine neoliberale und menschenverachtende Agenda einführten, die all ihre Ideale mit Füßen tritt und ad absurdum führt? Wie ist es zu erklären, dass eine Friedenspartei über Jahre hinweg für Kriegseinsätze stimmt? Wie ist es zu erklären, dass eine christliche Union für Aufrüstung und für mehr „Verantwortung in der Welt“, sprich für mehr Krieg und mehr Ausbeutung in der Welt eintritt?

Wir, also das „Volk“, befolgen Gesetze, die nicht für, sondern gegen unseren Willen gemacht wurden, wir wählen die, die uns quälen in einem Anfall von kognitiver Dissonanz, wenn nicht gar von Schizophrenie, denn anscheinend glauben wir immer noch an die Demokratie, obwohl wir mit jeder politischen Entscheidung, die die Vertreter treffen, eines besseren belehrt werden, Politik wird nicht für das Volk, sondern für einige Wenige gemacht, die eigentlich an der Macht sind, nur wurden die nie gewählt, und man kennt sie nicht. Sie verhüllen ihr Gesicht und verschleiern ihre Körperschaften, ihre Machenschaften und ihr Bestreben, sie verbleiben abstrakt als „Finanzmarkt“ oder „Wirtschaft“ oder „Banken“ oder „Lobby“, dabei ist doch offensichtlich, dass auch da Menschen am Werk sind mit einem Willen und einer Agenda, die von den Vertretern, besser gesagt, von den Angestellten, durchgesetzt wird.

Mensch merke sich: Der Wahlakt verkommt zum Qualakt, wenn der Takt, nach dem die Vertreter tanzen, nicht vom Volk, sondern von Schattenkabinetten vorgegeben wird, von Hintermännern in Hinterzimmern, von Souffleuren, die ihre Marionetten Politik spielen lassen, und dem Volk dabei vorgaukeln, diese sei in seinem Sinne.

Wir sollten damit beginnen, uns systematisch zu ent-täuschen, um die Täuschung des Systems zu verstehen, um die Strukturen der Manipulation, der wir ausgesetzt sind, offenzulegen, wir sollten uns fragen, wie wir in Zukunft wählen und entscheiden wollen, und ob wir Repräsentanten, die nicht die unseren sind, länger dulden wollen, länger brauchen. Wer regiert hier wen und warum? Wer repräsentiert wen und warum? Wer wird ver- und wer wird getreten und warum?

WER NICHT FRAGT BLEIBT DUMM!

Inspiriert durch ein Interview mit Gerald Hüther, dem bekannten Hirnforscher, geht es mir in diesem Essay um das Thema und den Begriff „Würde“. Was bedeutet „Würde“ eigentlich? Was beinhaltet sie und was nicht? Wieso steht sie als zentraler Begriff im ersten Artikel des Grundgesetzes? Wie können wir sie mit Sinn aufladen und mit und in ihr leben? Und schließlich: Was ist das Gegenteil von Würde, was ist ein unwürdiger Zustand, wo ist und wird die Würde des Menschen angetastet?

Ich muss gestehen, dass ich mir bislang nicht allzu viele Gedanken um Würde gemacht habe, irgendwie ist der Begriff sperrig, ich habe nicht sofort Bilder oder Assoziationen dazu im Kopf, und wenn, dann sind es eher Bilder vom Gegenteil, Bilder von „Unwürde“, von „Nicht-Würde“. Mir fallen Bilder von Menschen ein, die auf der Straße leben, Bilder von Menschen, die auf Müllhalden leben oder in Slums, Bilder von Menschen, die auf der Flucht vor Bomben sind, Bilder von verletzten und verstümmelten Kindern, Bilder von Kindern mit Waffen in der Hand, aber auch Bilder von Menschen, die an den Tafeln anstehen, um sich ihre Lebensmittelrationen abzuholen, Bilder von alten Frauen, die Flaschen aus Mülltonnen ziehen, oder Bilder von Frauen und Männern und Kindern, die sich prostituieren müssen, die sich und ihre Körper verkaufen müssen, um irgendwie zu (über-)leben.

Es scheint der Fall zu sein, dass wir, um den Begriff „Würde“ mit Sinn füllen zu können, zunächst einmal klären müssen, was er nicht beinhaltet, also eine Art „Negativdefinition“ vorzunehmen, um eine Idee oder ein Gefühl dafür zu bekommen, was die „Positivdefinition“ sein könnte. Die Würde kommt dem Menschen immer dann abhanden, wenn er zum Objekt gemacht wird, wenn er nicht mehr als Subjekt, als einzigartige Ausdrucksform des Lebens, sondern als Ding betrachtet und behandelt wird, als austauschbar, als Quotient in einer Rechnung, als „Homo oeconomicus“, als abdingbar, vernachlässigbar, ersetzbar. Die Würde des Menschen ist antastbar, sobald der Mensch entmenschlicht wird, und diese Entmenschlichung ist leider allgegenwärtig und nimmt die unterschiedlichsten Formen an. Am offensichtlichsten zeigt sich die Entmenschlichung in der Einteilung der Menschen in „Rassen“, äußere Merkmale werden zu scheinbar objektiven Markern, und alle, die der jeweiligen Rasse zugeordnet werden, werden mit spezifischen Wesensmerkmalen belegt, die dann für alle gelten. Auch die Einteilung in Klassen ist eine Form der Objektifizierung, die Einteilung in Geschlechter, die Einteilung in Identitäten, denn jegliche Form der Kategorisierung verstellt den Blick auf das Individuum, auf die Subjektivität jedes Einzelnen, auf die Menschlichkeit jedes Einzelnen, die sich doch gerade dadurch auszeichnet, dass wir KEINE Dinge sind, keine vom Band gelaufenen Maschinen, die nur dazu erschaffen wurden, bestimmte Funktionen zu erfüllen.

Menschen sind keine Objekte, und die Würde des Menschen kann auch nur dann gegeben sein, wenn er nicht als solches behandelt wird von anderen Menschen, wenn er nicht den Willen anderer aufgezwungen bekommt, wenn er nicht den Handlungen anderer unterworfen wird, die sich, meistens mit unterschiedlichen Formen von Gewalt, über die anderen erhoben haben, sich selbst als Subjekte und die anderen als Objekte betrachten, als Dinge zum Gebrauch oder Verbrauch, Hypostasierung der schlimmsten Form. Ich habe schon in vielen Texten die Entmenschlichung des Menschen angeprangert, und die Entwürdigung des Menschen ist ein Teil davon, die Entwürdigung des Menschen verstellt den Blick auf die einzigartige Lebenssituation jedes Einzelnen, auf seine individuellen Bedürfnisse, aber auch auf seine individuellen Fähig- und Fertigkeiten, auf seinen potenziellen Beitrag zur Gesellschaft ebenso wie auf seinen Wert, wobei ich damit nicht seine Verwertbarkeit im ökonomischen Sinne meine.

Würde bedeutet, dass jeder es wert ist, als menschliches Wesen angesehen zu werden, Würde bedeutet, dass jeder das Recht darauf hat, als Lebewesen betrachtet, wahrgenommen und behandelt zu werden, Würde bedeutet, dass jeder es verdient, ein Subjekt zu sein und kein Objekt, Würde bedeutet, dass keine Kategorisierung und Einteilung einen Menschen seiner Menschlichkeit berauben darf, WÜRDE bedeutet die ABWESENHEIT VON UNWÜRDE, die Abschaffung aller unwürdigen Zustände und die kollektive Übereinkunft und den kollektiven Willen, eben jene zu überwinden!

Doch was passiert gerade in unserer Gesellschaft? Was geschieht gerade im öffentlichen und politischen Diskurs? Das genaue Gegenteil. Die Würde des Menschen wird so offensichtlich angetastet, dass es einer Abschaffung eben dieser gleichkommt. Die Würde des Menschen wird nicht diskutiert, vielleicht gerade weil der Begriff so sperrig ist, aber sie wird an allen Ecken und Enden verletzt, was so ziemlich jedem klar sein müsste, der ein Bewusstsein von Unwürde und unwürdigen Zuständen hat, der sich einen letzten Rest von Menschlichkeit und menschlichem Mitgefühl bewahrt hat, auch wenn es solchen Menschen in unserer Gesellschaft sehr schwer gemacht wird. Denn alle sind Zugzwängen ausgesetzt, alle werden, ob sie es wollen oder nicht, auf die ein oder andere Art objektifiziert, kategorisiert und diskursiv sozialisiert, niemand ist eine Insel, und ja, es ist schwer, sich dem allgegenwärtigen Bombardement kapitalistischer und neoliberaler Propaganda zu entziehen, es mag sogar schwer sein, sich dem gedanklichen Gift der Faschisten und ihren widerwärtigen Menschenbildern zu entziehen und entgegenzustellen, aber wer noch einen Funken gesunden Menschenverstand in sich trägt, wer in sich nur einen Hauch von Anstand und Mitgefühl verspürt, der MUSS JETZT AUFWACHEN, der muss aufstehen und klar sehen, der muss sich aktiv wehren und den Mund aufmachen, sich seine eigene Würde zurückerobern und für die Würde anderer kämpfen! Wie das dann konkret aussehen mag, kann jeder für sich entscheiden. Vielleicht sind es kleine Gesten der Hilfsbereitschaft, die einem anderen Menschen seine Würde zurückgeben, vielleicht sind es Worte der Aufmunterung, vielleicht sind es Umsicht und Höflichkeit in alltäglichen Situationen. Aber ganz bestimmt sind es klare Ansagen und Stellungnahmen denjenigen gegenüber, die die Würde des Menschen in ihren Worten und Taten mit Füßen treten, die rassistisches, sexistisches, populistisches und faschistisches Gedankengut in die Welt und den kollektiven Diskurs hinausposaunen, fokussiert und zentriert auf den eigenen Vorteil, sich ergötzend an den schreienden und keifenden Mitläufern, welche bereitwillig selbst den letzten Rest der Würde anderer opfern, um ihre niederen Triebe und Aggressionen zu befriedigen, um Schuldige zu finden für ihre eigene Misere, für ihre innere Leere und tiefsitzende Angst.

Lasst uns nicht vergessen, was aus gutem Grund im Grundgesetz steht! Lasst uns wieder grundgesetztreu im besten Sinne werden! Lasst uns niemals wieder wegsehen, wenn jemandes Würde verletzt wird und niemals wieder verstummen, wenn wir klare und deutliche Worte finden müssen!

Art. 1 GG: DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR.

Mit diesen Worten kommentierte eine Freundin den Beitrag eines wohl eher rechts gesinnten Mitbürgers in einem Diskussionsforum, der, wie so viele neuerdings, alle Nicht-Deutschen, oder jene, die er dafür hält, am liebsten wieder nach Hause schicken würde, wo auch immer das sein mag. Eine Einstellung, mit der er nicht alleine zu sein scheint, Ergebnis eines wieder salonfähig gewordenen faschistoiden Denkens, eine Neuauflage dessen, was wir als völkisches Gedankengut aus den düstersten Zeiten der deutschen Geschichte kennen, und was wir wohl zu unrecht überwunden glaubten. Gab und gibt es doch so etwas wie Geschichtsunterricht, Gedenkstätten, Bücher über Bücher, die den Nationalsozialismus und all seine fatalen Auswirkungen analysiert, beschrieben, aufgezeigt haben, und die doch eigentlich in jedem halbwegs vernunftbegabten und zu Mitgefühl fähigem Menschen Entsetzen, Erschrecken, Ekel hervorrufen müssten und den unbedingten Willen, nie wieder auch nur im Ansatz Gedanken und Ideen zuzulassen, die in diese Richtung weisen oder eine Ideologie tolerieren, welche sich aus solchen Ideen speist.

Allerdings scheint es Menschen zu geben, die in ihrer geschichtsvergessenen Verblendung wieder mehr als bereit sind, rechten Rattenfängern mit widerlichen und menschenverachtenden Einstellungshorizonten nach dem Mund zu reden, und faschistoides Gedankengut nicht nur zuzulassen, sondern lauthals zu bejubeln. Die Gewalttätigkeit der Sprache, derer sie sich bedienen, schlägt sich nieder in der grundsätzlichen Bereitschaft, den Worten Taten folgen zu lassen, den Hass auszuagieren, die Wut gegen all jene zu richten, die verantwortlich zu sein scheinen für die eigene Misere, die gefühlte Ohnmacht, die beobachtete Ungerechtigkeit, die tief sitzende Angst vor der so genannten Überfremdung, die ja immer nur die Angst vor der eigenen inneren Fremdheit und Hilflosigkeit widerspiegelt.

Es mag angebracht sein oder nicht, die tiefenpsychologischen Motive des Faschismus ins Spiel zu bringen, zu rechtfertigen ist er keinesfalls, es ist ihm und seinen Perpetuierern auch keine Toleranz und kein Verständnis entgegenzubringen, denn sie predigen und legitimieren Sichtweisen, die nicht mit Demokratie, Humanismus, Freiheit und Gleichheit, also den Säulen unseres Gemeinwesens, einhergehen, sondern eben diese am liebsten auslöschen, abschaffen, niedermachen würden. Eine „Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“-Mentalität hat sich in den öffentlichen Diskurs eingeschlichen, und die Feinde der Demokratie beziehen sich auf die Demokratie, um ihre hasserfüllten Botschaften unters Volk zu bringen. Welch Ironie!

Natürlich stellt sich hier die Frage, wie weit freie Meinungsäußerung, Kritik an den politischen Entscheidungen oder Systemkritik gehen darf, und was eine Demokratie alles aushalten können muss, um sich Demokratie zu nennen.

Die Herrschaft des Volkes birgt auch immer die Frage in sich, wer das Volk ist, wessen Wille in den politischen Entscheidungen repräsentiert wird, und wer die Entscheidungen trifft. Und vielleicht nähern wir uns hier dem eigentlichen Problem, vielleicht kommen wir hier der Wurzel des Übels ein wenig näher, dass sich viele Menschen eben nicht mehr repräsentiert fühlen durch ihre Vertreter, dass viele Menschen beobachten, wie für sie Entscheidungen in verbindliche und wirksame Gesetze gegossen werden, von denen sie nicht im geringsten profitieren, und die ihre konkreten Lebensumstände nicht verbessern, sondern massiv verschlechtern. Die Politikerinnen und Politiker, die für diese Gesetze verantwortlich sind, agieren mit vorgeschobenen Phrasen von der Alternativlosigkeit ihrer Entscheidungen, tischen den Menschen Lügen auf, die sie wahrscheinlich schon lange selbst nicht mehr glauben, und lösen so das Vertrauen, das früher noch in sie gesetzt wurde, nach und nach auf. Wer sich selbst nach der Wahl die Diäten erhöht, während gleichzeitig der Sozialstaat langsam aber sicher abgeschafft wird, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommt. Wer den Rüstungsetat aufstockt, während im Bildungssystem Milliarden fehlen, der braucht sich nicht zu wundern, wenn seine Handlungsmotive hinterfragt werden. Wer sich auf widerliche Art und Weise noch während seiner Amtszeit den Wirtschaftseliten andient, damit auch die Karriere nach dem Amt gesichert ist, der braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm die Wählerinnen und Wähler das Gerede von der Nähe zum Volk nicht mehr abkaufen, und bei der nächsten Wahl zu Nicht- oder Protestwählern werden.

Es ließen sich noch mehr Beispiele für das verlogene, bigotte und zynische Spiel namens Politik finden, was sicherlich ein Nährboden für den wiederaufkeimenden Faschismus ist. Nur leider scheint es seinen Anhängern nicht wirklich klar zu sein, dass diejenigen, die sich als die Retter des Volkes inszenieren, nur ein weiterer Teil der korrupten und egomanen politischen Elite sind, die alles andere, nur nicht das „Wohl des kleinen Mannes“ im Sinn haben. Allen AfD-Anhängern, die nicht der Oberschicht angehören, möchte man zurufen „Glaubt ihnen kein Wort!“, jedem Hartz4-Empfänger, der AfD gewählt hat, möchte man nahelegen, sich das Parteiprogramm zu Gemüte zu führen und sich die AfD-Abgeordneten (Anwälte, Unternehmer, Lehrer, Banker) genau anzuschauen, um sich ernsthaft die Frage zu stellen, wessen Wohl oder Unwohl diese wohl im Sinne haben.

Also: Wo stehen wir und was sehen wir?

Für mich ist es relativ klar: Unsere Demokratie, wie sie einstmals angedacht und in der Verfassung festgeschrieben wurde, ist verkommen zu einer Scheindemokratie. Dafür verantwortlich sind die politischen Eliten, die nicht mehr das Wohle des Volkes und aller Bürgerinnen und Bürger im Sinn haben, sondern sich lediglich um die Interessen der Wirtschaft und der Wirtschaftseliten kümmern, von der sie oftmals schon vor ihrer politischen Karriere Teil waren oder hoffen, danach ein Teil davon zu werden. Das herrschende Paradigma des Neoliberalismus wird mit allen Mitteln durchgesetzt, auf nationaler wie globaler Ebene, es wird abgesichert durch Propaganda in den Mainstreammedien, durch systematische Desinformation und Verschleierung der politischen Entscheidungsfindungsprozesse, durch staatliche Überwachung und im Zweifelsfall mit staatlicher Gewalt.

„Das Volk“ reagiert mit Misstrauen, Ent-Täuschung, Verzweiflung, Ohnmacht, Wut und Aggression, agiert diese Gefühle aber je nach Bildungsgrad, sozialer Schicht und politischer Vorprägung unterschiedlich aus. Die eine schreibt Essays und Gedichte, der andere erstellt wissenschaftliche Studien, einige organisieren sich, wieder andere ziehen sich zurück, und ein Teil radikalisiert sich zunächst in Gedanken und dann in Taten.

Um es ganz klar zu sagen: Ich versuche hier nicht, irgendwelche Entschuldigungen für gewaltbereite Faschisten zu finden, ich kann und will mich nicht in ihre Gedankenwelten hineinversetzen, ich kann und will nicht mit solchen Menschen diskutieren, ich kann und will nicht nach einfachen Erklärungen und Sündenböcken für Ungerechtigkeit und Ausbeutung suchen, ich kann und will diese Form von Dummheit nicht tolerieren, aber ICH MUSS DIE FRAGE STELLEN, warum der Faschismus zurückkehrt und wieder erblüht!

Und da sehe ich unsere Gesellschaft als Ganzes gefordert, da wünsche ich mir ein Erstarken aller Vernunftbegabten und all derer, die in Frieden und Toleranz miteinander leben wollen, und für die Anstand und Moral keine völkischen Geschmäckle in sich tragen, sondern den Imperativ, ethisch zu handeln und keinem anderen mit seinem Handeln zu schaden! Da brauchen wir eine Wiederbelebung der Werte der Aufklärung und des Humanismus, aber bitte angepasst an die heutigen Umstände und die heutige Zeit, da brauchen wir Intellektuelle, die nicht auf andere herabsehen, sondern versuchen, andere zu verstehen, da brauchen wir Politiker, die sich wieder auf ihre Volksvertreterfunktion zurückbesinnen, Medien, die die Rolle der Kontrollfunktion und nicht die der Machtaffirmation spielen, wir brauchen schlicht Menschen, die aufrichtig sind, solidarisch, offen, kritikfähig, FRIEDLICH. TOLERANT. MENSCHLICH im besten Wortsinn.

Es ist bestimmt kein Zufall, dass das Wort „WERT“ im Deutschen zweierlei meint: Wert im materiellen Sinn und Wert im ethischen Sinn. Im Kapitalismus beherrscht die erste Bedeutungsebene fast vollständig das Wortfeld, auch wenn sich bisweilen einige um den ethischen Sinn zu sorgen scheinen und von einem Werteverfall sprechen. Meistens sind das jedoch konservative und rückwärts gewandte Moralapostel, oftmals sexistisch oder homophob oder dumm religiös oder alles zusammen. Sie wünschen sich in eine ihrer Meinung nach heile Welt zurück, mit festen Verhaltensregeln, patriarchalen Geschlechterverhältnissen und hierarchischen sozialen Strukturen, und oftmals geht damit auch latenter oder offensichtlicher Rassismus und Angst vor allem/n als fremd oder nicht „normal“ Empfundenem einher.

Um diese Art von Werteverfall geht es mir hier freilich nicht, also ist es wohl an der Zeit diesen Ausdruck zu resignifizieren, um ihn aus seinem alten Bedeutungssumpf herauszuholen und Überlegungen anzustellen, was mit „Werteverfall“ noch so alles gemeint sein könnte. Die schlimmste Form von Werteverfall ist, dass Menschen im Kapitalismus anhand ihrer ökonomischen Verwertbarkeit be-wertet werden, und dass dadurch ihre Wertigkeit nichts mehr mit ihrem Menschsein an sich zu tun hat, sondern mit ihrer materiellen Produktivität, mit ihrer erzwungenen Schaffung von mehr Wert, sprich Mehrwert, denn das ist der einzige Sinn, den die herrschenden post oder post post-modernen Arbeitsgesellschaften dem Menschen zuweisen. Wie schon an anderer Stelle gesagt, sind die Menschen nichts anderes als Zahlen, die in eine mathematische Formel gepresst werden, und wenn das Ergebnis nicht stimmt, wird nicht versucht die Formel zu verändern, sondern die Menschen und deren Lebensumstände. Wenn die Gleichung nicht aufgeht, dann gilt nicht sie als falsch, sondern die Menschen und ihr Verhalten, und das ist der Gipfel der Perversion und der Menschenverachtung, tief eingeschrieben in unsere Gesellschaften, verankert in unseren Sozialisationssystemen, und verantwortlich für die Erosion unserer Sozialsysteme. Wenn man von klein auf lernt, dass man nur etwas wert ist, wenn man etwas leistet, wobei dieses Etwas von vorneherein festgelegt ist (ökonomische Verwertbarkeit), dann ist es schwer bis unmöglich sich aus diesem Denk- und Verhaltensmuster zu befreien, weil es so tief sitzt, dass es einem natürlich erscheint, und weil man dieses Denken nur schwer wieder ver-lernen kann ob seiner Allgegenwärtigkeit und ob seiner scheinbaren Normalität und Unausweichlichkeit. Aber wie heißt es doch so schön: Nichts ist unmöglich!

Ich glaube daran, dass wir Menschen dazu in der Lage sind, Fragen zu stellen, die die herrschenden Denk- und Verhaltensmuster offenlegen und durchbrechen können, weil wir es verdammt nochmal WERT SIND, die Marionettenfäden, an denen wir lebenslang hängen, sichtbar zu machen und dann genüsslich zu durchschneiden, und weil wir ALS MENSCHEN das RECHT haben auf ein Leben jenseits von ökonomischer Verwertbarkeit und Produktivität, jenseits von Entfremdung und Funktionabilität, dafür aber ein Leben im Diesseits von Loyalität, Solidarität, Integrität und Gleich(wertig)keit VERDIENEN! Jeder einzelne Mensch ist mehr wert als alle materiellen Mehrwerte zusammen, und Gesellschaften, die von sich selbst behaupten, human oder demokratisch zu sein, müssten eigentlich eine NULLTOLERANZ gegenüber allen Strukturen und Mechanismen haben, die den Wert eines Menschen auf der materiellen Ebene fixieren oder ihn als Kostenfaktor behandeln, denn das ist un-menschlich, abartig und im wahrsten Sinne des Wortes wider-natürlich. Wie konnte es nur so weit kommen, dass ein Großteil der Menschen in eine Art Wachkoma gefallen ist, dass in unseren Gesellschaften Soziopathen und Psychopathen das Sagen haben und als Vorbilder fungieren, und dass sich dagegen so selten Widerstand formiert??? Ja, es ist nicht leicht, sich aus den Fesseln des Diskurses zu befreien, aber das himmelschreiende Unrecht und die katastrophalen Zustände in vielen Gebieten der Welt könnten doch als Weckruf dienen, oder etwa nicht? Der Wert der meisten Damen und Herren Politiker müsste doch eigentlich sofort in den Keller fallen bei genauerer Betrachtung ihrer „Politik“, denn wo ist die CDU christlich und wo ist die SPD sozialdemokratisch und wo sind die Grünen grün? Was sagt es aus über diese Leute, wenn ihre erste Amtshandlung darin besteht, sich die Diäten zu erhöhen, während die Ärmsten der Armen von den Jobcentern sanktioniert werden und ihnen auch noch der letzte Rest von Würde und Menschenwert genommen wird? Wie menschenverachtend muss die innere Haltung eines gewählten „Volksvertreters“ sein, wenn er sich dazu bemüßigt fühlt zu sagen, dass „wer nicht arbeitet auch nicht essen soll“? Und wie unsolidarisch und unethisch ist eine Gesellschaft, die auf Konkurrenz und nicht auf Kooperation basiert, auf einem sozialdarwinistischen Gegeneinander statt auf einem menschenwürdigen Miteinander?

Mensch muss nur einmal richtig hinsehen, um zu erkennen, wie der kapitalistische Hase läuft, und wenn er schlau ist, dann wird er zum antikapitalistischen Igel, der seine Fähigkeiten clever einsetzt und so lange an der selbstgefälligen Selbstherrlichkeit des Hasen sägt, bis dieser erschöpft und besiegt ist. Ich wünsche mir, WEIL ICH ES MIR WERT BIN, dass wir den Wert eines Menschen ausschließlich anhand seines Menschseins bemessen, anhand seines Geburtsrechtes auf ein menschenwürdiges Leben, und ich wünsche mir, dass alle eine totale Dyskalkulie entwickeln, und die verachtenswerte Berechnung unter den Menschen aufhört, bis zur völligen Unberechenbarkeit. IGEL ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!